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Fachhochschule Frankfurt am Main · Fachbereich Sozialarbeit

Das Holy-Fest

Praktikumsbericht

Im Zusammenhang des Indien-Arbeitskreises der Evangelischen Studentengemeinde bei der Fachhochschule Frankfurt/Main hatte in dem Zeitraum vom 12. Februar 2007 bis zum 17. März 2007 eine Indien-Reise mit Aufenthalten in den Städten Delhi und Agra sowie in den Bundesstaaten Rajastan und Gujarat (und ferner Diu [& Daman] bzw. Goa) im Nordwesten des Landes stattgefunden. Ein Sozialarbeits-Projekt in der Stadt Anand im Staate Gujarat, wodurch die sog. 'Unberührbaren' bzw. Dalits (Eigenname der 'Unberührbaren'; Dalits = 'Broken People' / 'Gebrochene Menschen') sowie die Slum-BewohnerInnen der Kommune in ihrem Selbst-bewußtsein und ihren Menschenrechten gestärkt werden sollen, bildete den Kern der Reise. Im Rahmen der Studienfahrt beabsichtige ich nun, über das Holy-Fest zu berichten.

Die Holy- Feierlichkeiten, die Ende Februar / Anfang März wegen einer Hindu-Göttin und als hinduistisches ,Erntedankfest’ anläßlich der zu jener Saison währenden indischen Erntezeit sowie des Frühlingsbeginns zelebriert werden, gelten als eines der bedeutendsten Festaktionen in Indien (v.a. im Nordwesten von Indien). Möglicherweise hat der Name des Festes seinen Ursprung in der englischen Sprache; denn dort bedeutet 'holy' = 'heilig'. Ähnlich wie der Karneval / die Fastnacht in Deutschland kann ebenfalls das 'Holy'- Happening auf unterschiedliche Weise gefeiert werden. Bereits in den Straßen der Gemeinde Anand, die ca. 70 km südöstlich von Ahmedabad, --der größten sowie einstigen Hauptstadt des Staates Gujarat, gelegen ist-- , hatten sich einige Varianten des Festes bemerkbar gemacht, z.B. durch Lagerfeuer- Zeremonien auf den Straßen und öffentlichen Plätzen der Kommune. Anand ist -wie bereits erwähnt- der Ort, wo unsere Unterkunft bei der Dalit-Hilfsorganisation CDS (Community Development Society) gewesen war.

Um eine weitere Ausübung des Holy-Fests kennenzulernen, beteiligte sich unsere Studien-gruppe zunächst am Sonntag, den 4.3.2007, an dem Ausflug zum Mahi-River in der Nähe der Stadt Anand. Die Feierlichkeiten wurden organisiert vom Sozialarbeiter und Anwalt M. K. Macwan, dem (örtlichen) Chef der Dalit-Hilfsorganisation CDS, und wurden extra auf die Vormittagsstunden des Sonntages verlegt, da feierliche Aktivitäten zu späterer Tageszeit durch Alkohol konsumierende Burschen dominiert würden. Neben unserer Studiengruppe hatten außerdem die Familie von Macwan und mehrere Dalit- BewohnerInnen aus Anand und Umgebung teilgenommen. Um rechtzeitig am Treffpunkt am Gemeinschaftsbus zu erscheinen, hatten einige von ihnen bereits um 4:00 Uhr in der Frühe aufstehen müssen. Bereits während der Hinfahrt im Bus zum Mahi-Fluß begannen die traditionellen Aktionen des 'Holy'- Spektakels. Dies zeichnete sich dadurch aus, indem die Businsassen bei indischer Musik tanzten und sich gegenseitig mit (Natur-) Farbe beschmierten / eintünchten (Aus diesem Grunde ist es ratsam, im Vorfeld der Exkursion solche Klamotten anzuziehen, bei denen es unproblematisch ist, wenn diese schmutzig und verfärbt werden.)

Der Mahi-Fluß, von dem die eine Uferseite ein wenig Strandcharakter mit Vergnügungs- und Snackbuden aufwies und wo bereits andere Gesellschaften zum Feiern des Holy-Fests ein-getroffen waren, war nun -saisonal bedingt- durch Niedrigwasser charakterisiert. Die derzeitige Flußbreite war so schmal, daß das gegenüberliegende trockene Ufer weit in das -mit Kieselsteinen übersäte- Flußbett hineinragte. In der zweiten Jahreshälfte, also von Juli bis Oktober, herrscht in Indien der tropische Monsun; dann ist die Niederschlagsmenge so hoch, daß das Wetter immer-feucht und die Flüsse mit Wasser überfüllt sind und folglich das Baden in ihnen unmöglich erscheint. (Daneben war das Bild der Flußlandschaft geprägt von einigen [Wasser-] Leitungen, die --in Brücken gebaut [und wie bei Straßenbrücken] -- vermeintlich den breiten Wasserweg überspannten und dann doch bereits im Flußbett endeten, und zusätzlich gab es einen Bagger, der mit Baggerarbeiten im Flussbett beschäftigt war).

Trotz der Flußebbe und der aktuell geringen Breite des Mahi- Stroms hatte sich innerhalb des Flusses eine Insel befunden, welche als Standort für unsere Holy-Feierlichkeiten vorgesehen gewesen war. Obwohl der Wasserlauf einen niedrigen Pegelstand aufwies und ein Durchwaten ermöglicht hatte, wurde die Mehrheit der TeilnehmerInnen mit einem Kahn zu der Insel gefahren. Der Bootsmann, der den Kahn steuerte, war in seiner Tätigkeit so geübt, daß er selbst dann nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden konnte, als er auf der Bootskante balancierte und sich mittels seinem Ruder gegen dem Flußboden stemmte, um dadurch den rostigen Kahn fortzubewegen. Während der Überfahrt sammelte sich etwas Wasser innerhalb des Schiffchens, und infolgedessen mußte die H2O-Brühe mehrfach aus der schwimmenden rostigen Nußschale abgeschöpft werden.

(Neben Spaziergängen in der nahen Umgebung) waren auf dem Fluß-Eiland vor allem gegen-seitiges Einkleistern mit Farbe und individuelles oder gemeinschaftliches Vergnügen im flachen Wasser angesagt, u.a. akrobatische Übungen oder auch Schwimmen-Lernen. Das Antrainieren der Schwimmfähigkeit (- als Bestandteil der Sozialarbeit -) erscheint erforderlich, da lediglich eine Minderheit der indischen Bevölkerung diese Sportart beherrscht, auch wenn einige wenige Schulen Schwimmkurse anbieten. Gleichermaßen verfügt ein Großteil der Dalits nicht über ausreichende Kenntnisse der englischen Sprache, weshalb das Trainieren der Kommunikation in Englisch bedeutsam ist, genauso wie das Dolmetschen in der jeweiligen Regionalsprache.

Desweiteren ist es bei den indischen Badegäste aus traditionellen bzw. religiösen Gründen üblich, daß sie mitsamt ihrer Straßenkleidung ins Wasser gehen. Als eine weitere Aktion wurde ein Spiel ausgedacht, bei dem die TeilnehmerInnen einen Luftballon an das Bein gebunden bekommen hatten und anschließend versuchen mußten, die jeweiligen Luftballons der anderen Beteiligten zu zertreten. Gewonnen hat diejenige Person, bei der der eigene Luftballon bis zum Spielschluß nicht kaputtgetreten worden ist. Derartige zwanglose / unbefangene Unternehmun-gen sind für Dalit- Familien und insbesondere für Dalit- Frauen sowie -Mädchen deswegen sinnvoll, da sie auf diese Weise ihre -traditionell bedingte- Scheu (gegenüber Angehörigen der oberen Kasten bzw. gegenüber dem männlichen Geschlecht) abbauen und das eigene Selbstbewußtsein stärken können. (Bei den Expeditionen ins Tier- und Pflanzenreich der nahen Umgebung waren u.a. auch stärkere Stromschnellen anzutreffen oder sumpfartige Flußböden, wo SpaziergängerInnen aufpassen müssen, daß die eigenen Beine nicht stecken bleiben. Darüber hinaus erlaubte die Besteigung des steil emporragenden Ufergebirges auf der einen Flußseite einen tollen Blick auf die Flußlandschaft und die Badegäste. Ansonsten gab es im demselben Uferbereich und in Flußnähe bäuerliche Grundstücke, die vermutlich zur Abwehr von fremdem Eindringen durch pflanzlichen Stacheldraht bzw. Hecken umzäunt / eingefriedet gewesen waren.) Nach der 'Holy'- Zelebration und dem Einsammeln des hinterlassenen Mülls ging es mit dem Kahn zurück zum Flußufer und schließlich mit dem Bus zu unserer Basis-station in Anand.

Einen Tag später, am Montag, den 5.3.2007, begann dann (nachmittags) unsere zweitägige Exkursion in die sogenannten 'Tribal-Dörfer' im Südosten des Bundesstaates Gujarat, um die dortigen 'Holy'- Veranstaltungen wahrzunehmen. In den 'Tribal- Dörfern', welche häufig die Ursprungsorte vieler Slum- BewohnerInnen in den großen bzw. größeren Städten (, z.B. Anand, Ahmedabad oder Delhi) sind, leben überwiegend Angehörige der (-indigenen-) Urbevölkerung von Indien.

Hinsichtlich des Begriffs 'Tribal' darf freilich ein Diskurs über die Korrektheit des besagten Attributs erlaubt sein (- genauso wie bezüglich der gängigen Volksnamen von Völkern / Ethnien in anderen Weltregionen wie 'Aborigines' in Australien, 'Eskimos' auf Grönland und in Nordamerika oder Indios / Indianer auf dem Doppelkontinent Amerika). Betreffender Ausdruck 'Tribal' hat seine Herkunft in der englischen Sprache, also von Großbritannien, der einstigen Kolonialmacht von Indien. 'Tribal' heißt zu deutsch 'stämmig' bzw. 'Stamm' (entsprechend der englischen Form 'tribe') und hat vermutlich ursprünglich eine abwertende Bedeutung gegenüber äquivalente Völker u.a. in Indien gehabt. Als Alternative für das Wort 'Tribal' bietet sich der Terminus 'Adivasi' an, welches gleichwohl als eine Sammelbezeichnung für diverse / alle indischen Urvölker gilt.

Bei der Fahrtroute der (-- mit einem Jeep sowie dem Auto des Sozialarbeiters Manoj durch-geführten --) Expedition zu den 'Tibal-Dörfern' bzw. 'Adivasi-Dörfern' gelangten wir zunächst -in südlicher Richtung fahrend- an der Großstadt Vadodara vorbei, bevor es Richtung Osten weiterging. Hinsichtlich der Orientierung anhand einer Landkarte von Indien sind die --von uns anvisierten-- 'Adivasi-Dörfer' bei der Kleinstadt Kawant in Gujarat bzw. im Dreiländereck der indischen Bundesstaaten Gujarat, Madhia Pradesh und Maharashtra zu lokalisieren.

Beim ersten 'Tribal- Dorf' besichtigten wir die Darbietungen im Rahmen des 'Holy-' Festivals auf einem großen --abseits des Siedlungsbereichs gelegenen-- Freigelände, das mit Zuckerrohr- Stauden sowie mit Palmen und einigen astlosen Palmstämmen umsäumt war. Hierzu ist beiläufig zu erwähnen, daß die astlosen Palmstämme einen Teil des hiesigen Brauchtums einnehmen. Mehrere Leute waren festlich mit traditionellen indischen Kostümen gekleidet; einige hatten einen Gürtel mit Manschetten und Glocken um ihren Leib, oder eine Querflöte mit indischem Style am Mund. Ein Mann mit grauem Schnauzer und grüner Hüft- bzw. Beinschürze zielte mit seiner (hölzernen) Flinte / Gewehrattrappe auf die Kamera. Die derzeitigen Hauptdarsteller bei der Veranstaltung waren zum einem v.a. junge Männer, die im Kreis auf dem Platz -tanzend- umherliefen und mittels einer Art Handrassel, Mundharmonika oder manchmal auch Holzflöte (Querflöte oder Klarinette), Trommeln oder Blechtöpfe sowie Zuckerrohr-Stangen oder andere Stöcken Musik erzeugten (Subjektiv betrachtet - hat mich adäquates Spektakel eher an Zeremonien aus einem anderen Kontinent, -nämlich Afrika-, erinnert). Andere Hauptakteure, --v.a. einige ältere Herren--, saßen im Kern des Kreises der trommelnden Wanderburschen um einen Aschekrater und zeigten sich ( -mit Turban oder Tüchern auf dem Kopf sowie- ) umrahmt von zwei Stöcken und einem -mit diesen verbunden- Seil, das obendrein mit Früchten, Blättern und roten Bändern verziert worden war. Umgeben vom Publikum -, führte die besagte ältere Männerriege eine Zeremonie mit teilweise meditativem Charakter durch. Dazu verwendeten die Senioren etliche Kokosnüsse, Krüge und Kannen sowie Feuerstäbchen und Silberschalen, in denen zuweilen kleine Flammen flackerten. Die erloschene Feuerstelle kann wohl als ein Anzeichen dafür angesehen werden, dass –im Vorfeld unserer Ankunft und als Teil des hiesigen Brauchtums-- größere Holzansammlungen verbrannt wurden.

Im Laufe des Nachmittags hatten ebenso zügige Barfuß-Lauf- Szenen durch den immer noch heißen Aschekrater zu der Zeremonie dazugehört -- vollzogen von etlichen wagemutigen Männern, einigen Frauen, aber auch manchmal von ca. 12jährigen Kids. Vor dem Durchgang durch die Aschengrube begaben sich jene Hauptakteure an die Kraterstelle, wo zuvor die älteren Herren ihre meditative Zeremonie durchführten und nun Kokosnußstücke auf dem Boden lagen, damit sich die LäuferInnen ihre Hände mit der Palmfrucht einreiben konnten. Während des Durchmarschs hielten die offenbar furchtlosen AschengängerInnen oftmals zugleich ein Schwert -als Zeichen der Tapferkeit- in ihrer Hand. Viele von ihnen hatten sich zuvor mit einer gelblichen Substanz (evt. Farbe, evtl. ein Extrakt der Gelbwurz- Pflanze, Sand oder Kuhdung) eingeschmiert. Anschließend erfolgte am anderen Kraterrand die Fußreinigung in Kuhdung (bzw. im Gelbwurz- Extrakt). Im Gegensatz zu den Hinterlassenschaften / Exkrementen von anderen tierischen und menschlichen Lebewesen, gilt Kuh- bzw. Rinderdung (, genauso wie Kameldung) anscheinend als besonders rein & sauber sowie als (z.B. für den Hausbau verwendetes) stabiles Material, (, - möglicherweise ein Grund, weshalb Rinderkühe in Indien auch als heilig gelten).

Daneben besuchten wir in derselben 'Adivasi-Ortschaft' eine Familie in deren Privathaus, wodurch der interkulturelle Austausch sowie das gegenseitige Kennenlernen ebenso gefördert werden konnte.

Die Weiterfahrt im Anschluß führte uns zum einem vorbei an heimwandernde, einheimische Fest-TeilnehmerInnen, die nun in launiger Stimmung (, viele mit Zuckerrohrstangen und Handrasseln in den Händen; manche Männer kamen mit Blumenkränzen und in bunten Frauenkleidern daher,) die Straßen und Feldwege minutenlang blockierten, und zum anderen zu einem Anwesen einer Hilfsorganisation mit Übernachtungsmöglichkeiten. Nichtsdestotrotz zogen wir weiter und wanderten durch den benachbarten Fluß (, der -saisonal bedingt- wenig Wasser hatte,) zu dem 'Tribal-Dorf' namens ,Khatiya Wad’ mit ca. 300 EinwohnerInnn. Die Siedlung besteht aus etwa 60 Wohnhäusern, von denen etliche aus Lehm oder getrockneten Kuhfladen errichten gewesen sind. Andere Häuser hatten Holz und Stroh als Material, - oder Ziegelsteine bzw. rote Backsteine, die teilweise auch verstreut auf dem Boden lagen.

In ‚Khatiya Wad’ kamen wir zu dem Kuhfladen-Haus mit hölzernem Bretterdach von den Verwandten einer indischen Reiseteilnehmerin, die in einem Slumviertel in Anand lebt. Das bescheidene Haus hat aus drei Zimmern bestanden; eines wurde nun als Küche verwendet; ein weiteres konnten wir später als Eßstube nutzen. In dem dritten Raum durften wir als erstes unser Gepäck abladen. Die Zimmer sind zumeist weitgehend bescheiden ausgestattet, z.B. mit einem Kühlschrank, einem Kassettenrekorder und einer Feuerstelle. Dagegen muß anderntags eine ganze Familie mit jeweils einem solcher Räume auskommen. Außerhalb der Lehmhütte hat sich ein kleiner Platz befunden, (-der von den umstehenden Häusern umgeben war und) wo sich nun die DorfbewohnerInnen versammelten. Zudem hatten inmitten des Freigeländes eine Latrine für die anliegende Nachbarschaft, mehrere Kühe, ein Mofa und hölzerne bzw. metallene Transportkarren (evt. für Lebensmittel) herumgestanden. Direkt neben dem besagten Gebäude von den Angehörigen einer Reiseteilnehmerin wurde ein roter Teppich ausgebreitet, auf dem wir, -- die Gäste aus der Großstadt Anand sowie aus Deutschland -- uns nun niederließen.

Nach gegenseitigem Vorstellen von uns BesucherInnen sowie der EinwohnerInnen gab es erneut einen interkulturellen Gesprächsaustausch. In diesem Zusammenhang war z.B. zu erfahren, daß zu hiesigem Brauchtum u.a. die Verheiratung von Brautpaaren durch die jeweiligen Eltern gehöre. Gleichwohl werde hierbei mittlerweile versucht, den persönlichen Partnerwunsch der Söhne und insbesondere der Töchter zu beachten. Hinsichtlich der Dorfdemokratie und -politik ist zudem die Wahl eines 'Dorfführers' (sozusagen ein Bürgermeister / Ortsvorsteher) durch die Dorfbevölkerung erwähnenswert. Die Menschen (, die häufig an Mangelernährung leiden, wofür rötliche und dünne Kopfhaare entsprechende Merkmale sein können,) betreiben mehrheitlich Ackerwirtschaft, was angesichts der ländlichen Struktur freilich nicht schwer zu erraten ist. Auf die Problematiken und Einzelheiten des agrarisch geprägten Landlebens werde ich jedoch später nochmals eingehen.

Das Abendessen, das auf die Diskussionsrunde folgte, war dasselbe, welches wir in dieser Gegend üblicherweise erhielten. Jenes Essensgericht beinhaltet scharf gewürzte Kartoffeln, Linsen- bzw. Erbsensoße mit Chapati (, ein dünner Teigfladen) und einer linsen- bzw. maishaltigen Süßspeise. Das gesamte Menü wird traditionell --einschließlich der Süßspeise-- auf einem Teller serviert und die Soße zusätzlich in einem metallenen Becher. Eßbesteck kommt in der Regel nicht zur Anwendung (; es sei denn ein Gast fragt höflich nach einem Löffel). Zu Trinken gibt es Tee / Chaj in [Plastikeinweg-]Bechern (oder bei individuellem Bedarf auch in Mehrwegbechern). Nachdem Abendessen, das von den BewohnerInnen des Dorfs zubereitet worden war, begaben wir uns zu unserer Open-Air- Schlafstätte, welche sich auf dem Dach eines weiteren Hauses der Siedlung befunden hatte (, um die Nacht durchzuschlafen und am nächsten Morgen wieder fit zu sein.)

Am folgenden Tag (Dienstag, 6.03.2007) hatte nach dem Frühstück als erstes ein Bade- und Schwimmkurs auf dem Plan gestanden. Dieser fand statt --ca. 500 Meter flußabwärts von dem Dorf entfernt-- an einer vergleichsweise tiefen Stelle im ausgetrockneten / wasserarmen Fluß. Weiter stromabwärts (an relativ breiten, aber flacheren Flußstellen) konnte man außerdem erkennen, wie Einheimische in dem Wasser badeten oder es für individuelle Angelegenheiten nutzten. (Obendrein war direkt im Flußbett ein kleines Strohzelt zu erblicken, das einem Wigwam / Biwak der Native Americans [Indianer] in Nordamerika erinnert). Das Flußbett des Stroms, der –aufgrund der trockenen Jahreszeit-- teilweise einem Rinnsal ähnelte, glich nunmehr einem Canyon und ist z.T. von Steilufern umsäumt gewesen. Auch wenn es gegenwärtig kaum zu glauben war: Kongruente Schlucht, in der wir uns gerade aufhielten, würde während der Monsunzeit bis zur oberen Uferkante Hochwasser führen und könnte darüber hinaus zusätzlich die anliegenden Dörfer bedrohen. Daneben trägt der Monsun, der für die Landwirtschaft in Südasien und Südostasien unerläßlich ist, - bedingt durch sein feucht-heißes (schwüles) Klima- gleichwohl bisweilen zu einer trüben und trägen Gemütslage innerhalb der Einwohnerschaft in jener Saison bei.

Aber auch die trockene Jahreszeit von Februar bis Mai, also wenn der Fluß kaum Wasser führt, kann sich negativ auswirken. Denn die Dorfmenschen benötigen das Wasser für Haushalt und Landwirtschaft, weshalb sie zum Wasserholen zum Fluß laufen müssen (, - wie derzeit auch hin und wieder zu beobachten gewesen war).

Auf der Rückkehr vom Fluß zu der 'Adivasi- Siedlung' erhielten wir beiläufig einen Einblick in örtliche Praktiken des Agrarwesens ohne Hochtechnologie. Wie durch persönliches Bemühen einiger Reisender zu erfahren war, muß adäquate landwirtschaftliche Arbeit mit ganzer Muskelkraft und geübten Kunstgriffen bewerkstelligt werden. Und dennoch kann es ein Irrglaube sein, daß hochtechnologisierte Geräte als Teil der Entwicklungshilfe die erwünschten Fortschritte in der Agrarkultur und im Sinne der Landbevölkerung, --wie des hiesigen Dorfes-- , bringen würde.

Die 'Holy'-Feier in der Ortschaft der indischen UreinwohnerInnen stellte sich durch folgende Merkmale dar: Zum einem präsentierten sich drei (männliche) 'Karnevalisten', die ihre Gesichter bzw. ihre Oberkörper mit Schmieröl eingefärbt hatten. Desweiteren bestand deren Kleidung teilweise aus Leinensack-Material; außerdem hatten die Herren Manschettengürtel um die Hüfte, jeweils einen Spazierstock in der Hand, und einer von ihnen trug zusätzlich eine Sonnenbrille auf der Nase. Angesichts des besagten Bodypainting kann freilich die Frage aufkommen, weshalb die Herren den --manchmal auch als 'schwarzes Gold' gepriesenen-- Rohstoff Erdöl zum Schminken der eigenen Haut verwenden. Die Antwort diesbezüglich könnte möglicherweise darin begründet sein, daß die Leute des Dorfs in ärmlichen Verhältnissen leben und das Öl billiger bzw. leichter zu haben ist als eine schwarze Farbe aus einer anderen Substanz. Als eine weitere Attraktion der hiesigen 'Holy-Fest'- Gesellschaft sind die (teilweise gemeinschaftlich oder individuell unterschiedlich und teilweise wild / kunterbunt durchgeführten) Tänze zu erwähnen, die auf einer Gasse zwischen den Häusern und Hütten der Siedlung vonstatten gingen. Dabei beteiligten sich --neben den überwiegend jugendlichen Einheimischen-- ebenso mehrere Personen der Studiengruppe sowie des CDS-Teams. Für die Erzeugung der Musik kamen dabei Trommeln oder Blechtöpfe, Blasrohre und Trompeten zum Einsatz.

Auf das anschließende Mittagessen folgte die Heimfahrt Richtung Anand. Gleichwohl erlaubte die Tagesplanung einen zusätzlichen Stop in der Kleinstadt Kawant. Dort wurde die 'Holy'- Zeremonie auf den Ortsstraßen ausgetragen und erinnerte bisweilen an Fastnachtsumzüge in deutschen Rheinstädten und insbesondere an jene der 'Allemannischen Fastnacht' mit Hexentanz in der Region Basel / Freiburg. Im Vergleich zu unseren letzten Aufenthaltsorten waren in Kavant vermutlich vermehrt Menschen zu erblicken, die festlich und indisch-traditionell gekleidet oder manchmal auch mit einer Maske vorm Gesicht erschienen. Die ‚karnevalistischen’ Hauptakteure von Kawant waren indessen weitgehend männliche Personen und hatten sich unterschiedlich dekoriert oder bemalt. Eine Gruppe von Männern war --wie ehedem in ,Khatiya Wad’ schon gesehen-- mit Öl geschminkt (und zusätzlich mit Gegenständen [Axt / Querflöte / Blasrohr] bewaffnet); andere Herren hatten jeweils eine bunte Kopfbedeckung, z.T. mit grün-blauem Pfau-, bzw. Federschmuck auf ihren Häuptern gesteckt. Zusätzlich zeigten sich dieselben Leute mit weißer Bemalung mit Kreidefarbe (Kreise auf dem Oberkörper, Masken-Darstellung im Gesicht) sowie mit jeweils um den Hüften hängenden Glockengürteln, Trockenfrüchten oder Holzkrügen. Daneben präsentierten sich etliche Typen sozusagen als Ritter, die ihr Pferdekostüm um ihren Körper trugen. Desweiteren erzeugten zumeist jugendliche Kerle Musik mittels einer Art Mundharmonika oder Handrassel, Trommeln sowie Zuckerrohr-Stangen bzw. anderen Stöcken. Trotz der Menschenschar auf den Straßen versuchte unsere Besuchergruppe durch die Ortsstraßen zu wandern, um einige Bilder und Eindrücke von den festlichen Darbietungen zu erhaschen. Überdies hatte sich infolge der Teepause im ersten Stockwerk eines Privathauses für uns die Gelegenheit geboten, einen erstklassigen / exquisiten Ausblick auf die Tanzvorführungen der 'Karnevalisten' zu erhalten, da diese auf den --zum Haus angrenzenden-- Vorhof aufmarschierten und ihre Show auf jenem Platze in Kreisbewegungen fortsetzten. Erneut waren die Tänzer mit den drei unterschiedlichen Wandlungen (Pfauschmuck bzw. bunte Kopfbedeckung - Pferdekostüm - Ölschminke) versehen. Zunächst die Gruppe mit der bunten Kopfbedeckung bzw. mit dem Pfauschmuck, dann --ungefähr in gleicher Anzahl-- die Ölgeschminkten, die ihre Mundharmonika oder Handrassel, Trommeln bzw. Blechtöpfe oder Stöcke / Zuckerrohr- Stangen zum Musizieren dabei hatten (, - und einige von jenen Jungs trugen zusätzlich eine Plastikmaske vorm Gesicht oder aufgeblasene Tierfiguren auf dem Kopf; andere waren mit Pfeil & Bogen oder mit einer Axt bewaffnet), sowie schließlich die wenigen Männer mit dem Pferdekostüm. Nachdem Auftritt auf dem besagten Gelände zogen die Karnevalisten durch die Gassen weiter (-- vielleicht zu einem weiteren Höhepunkt).

Daraufhin ging es mit unseren Autos endgültig heimwärts Richtung Anand, um dort die nachfolgenden Praktikumstage zu genießen sowie unseren sozial- und kulturwissenschaftlichen Erfahrungsreichtum zu erweitern als auch um die Erlebnisse der Holy-Feierlichkeiten ins Gedächtnis(protokoll) / Tagebuch zu verewigen.