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Polterreghost und dem seine Freunde

Landschaft

Eindrücke vom Besuch eines Asylbewerberheims

Am Sonntag, 15. März 2003 entschloß ich mich zu einer Visite bei dem Asylbewerberheim in der Homburger Straße (bzw. Holzstraße) in Wiesbaden, wo im Hof zwei Jugendliche Badminton spielten. Nachdem ich mein Fahrrad an der Hofmauer abgestellt hatte und den Eingangsbereich betrat, bat ich zunächst den Pförtner, Herrn Aung bzw. die Myanmar-Leute besuchen zu dürfen, welche ich zuvor beim privaten Deutsch-Kurs im Flüchtlingsrat kennengelernt hatte. Bevor der Mann vom Entree mir den Zutritt gewährte, sollte ich bei ihm jedoch meinen Personalausweis als Pfand hinterlegen. Danach schaute ich mich erst mal im Erdgeschoß um. Im Gang, der nach rechts abzweigte, waren hauptsächlich Privatzimmer von einigen BewohnerInnen. Auf der linken Seite befanden sich ein Küchenraum und die Sanitäranlagen / Wasch- und Toilettenräume. Das Treppenhaus war ziemlich breit mit breiten Treppen im unteren Bereich und schmaleren Treppen in den oberen Etagen. Allerdings gab es keinen Fahrstuhl, wodurch gehbehinderte Personen gewiß beeinträchtigt sind.

Im 1. bis 3. Stock befanden sich die Toilettenanlagen gegenüber des Treppenaufgangs. Die sogenannten Klosettanlagen erinnerten mich indes eher an entsprechende Ausstattungen während meines Türkei-Aufenthaltes, aber nicht an den üblichen Standard in Deutschland, geschweige denn einer behindertengerechten Einrichtung. Denn unter Toiletten verstand man hier offensichtlich lediglich zwei Plumpsklos je Bedürfnisanstalt. Toilettenpapier gab es nicht, weshalb die jeweiligen MitbewohnerInnen oder die jeweiligen Gäste bei Bedarf sich selbst um solches Material zu kümmern hatten. Da der Untersatz ziemlich flach im Boden eingefaßt gewesen ist, durfte der jeweilige Benutzer befürchten, völlig bewässert und verdreckt zu werden, sobald der Abflußknopf betätigt wird. Bei einigen Plumpsklos (z.B. im Herren-Toilettenraum im 3. Stock) waren die Abzugsschalter zusätzlich beschädigt. An den Waschbecken gab es weder Seife noch Handtücher. Die Toilettengerüche waren außerdem in den Fluren und im gesamten Treppengaus bemerkbar. All diese Wahrnehmungen vermittelten eine weniger hygienische und gastliche Erscheinung der Unterkunft.

An den rechten sowie in den linken Gängen schlossen sich weitere Privatwohnungen an. So wie ich erfahren habe, wohnten auf der einen Seite des jeweiligen Stockwerks überwiegend Frauen mit ihren Kindern und auf der anderen Seite vor allem männliche Personen, zu denen ebenfalls Mister Aung und die anderen männlichen Burmesen gehörten. In den Fluren der Männerwohnungen in den jeweiligen Etagen erblickte ich die gemeinschaftlichen Wasch- und Spülanlagen, die indessen gleichsam einen bescheidenen Eindruck hinterließen.

Als ich am Zimmer 303 anklopfte, begrüßte mich Aung, und ich erhielt einen Einblick von dem Innenleben der Wohnbude. Anscheinend war diese Schlafstätte abgesehen von Aung außerdem für fünf weitere Personen gedacht. Denn außer dem Regal links der Zimmertür standen drei Etagenbetten für je zwei Personen genauso im Raum. Zuweilen lernt Aung wohl seine Deutschvokabeln auf seinem Bett. Nun servierte er mir auf den Stubentisch einen Kakao, den er zuvor auf dem Backofenherd aufwärmte. Ansonsten vermittelte die Bude einen Anschein von ziemlicher Einfachheit, da Schrankmöbel fehlten. Außerdem waren die Zimmerwände so dünn, daß die Geräusche der Nachbarwohnung hörbar waren. In dem gegenüberliegenden Wohnraum (Zimmer 309) hatten sich die anderen Burmesen und ein paar burmesische Damen versammelt. Mittels des TV-Senders CNN informierten sie sich über die neuesten Tagesmeldungen in englischer Sprache. Ein Twen erzählte mir, daß er bei der Firma 'Bauhaus' arbeitet. Jedoch schien es mir so, als ob jene HausgenossInnen ansonsten wenig Beschäftigungsmöglichkeiten hätten, da sie überwiegend in ihren Zimmern saßen.

Darüber hinaus erfuhr ich, daß allein in dieser Etage sich eine richtig multikulturelle Gesellschaft entwickelt hat. Denn in den Wohnparzellen seitlich des hiesigen Flures leben zusätzlich mind. 2 Pakistani, 1 Kurde, mind. ein Schwarzafrikaner, wahrscheinlich einer aus der indischen Region sowie auch ein Ehepaar. In den Zimmern drüben leben u.a. mind. eine Dame aus dem ehemaligen Jugoslawien, einige Schwarzafrikanerinnen, die Burmesinnen, die ich bereits beim Deutschkurs im Flüchtlingsrat kennengelernt hatte sowie einige Kinder. Zu den Kids zählten u.a. die Liza aus Schwarzafrika, die mit ihren 5 Jahren bereits ein ziemlich aufgewecktes Verhalten zeigt, sowie die 3-Jährige ..., die möglicherweise deren Schwester ist. Daneben war da noch der 6jährige Dorhan sowie etliche andere Kids. Schließlich kam ich wieder beim Pförtner vorbei und nahm meinen Personalausweis in Empfang. Dort traf ich gerade mehrere Menschen an, die entweder in ihre Unterkunft wollten oder aufgrund der Beabsichtigung bzw. Durchführung eines Telefonats sich im Eingangsbereich aufhielten. Draußen spielten die bereits erwähnten Kinder auf dem verwahrlosten Spielplatz. Die beiden 'Erstklässler' versuchten mit meinem Fahrrad zu fahren (, das klappte natürlich nur mit meiner Hilfe). Und dann verabschiedete ich mich schließlich bis zum nächsten Mal.